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Heizen Holzöfen erzeugen mehr Feinstaub als der gesamte Verkehr: So steuern Sie gegen

Kamin
Schafft Gemütlichkeit an kalten Tagen: der Holzofen
© Michael Shannon/Unsplash
Heizen mit Holz boomt - und hat ein grünes Image. Dabei sind Emissionen aus den Öfen ein massives Umwelt- und Gesundheitsproblem. Wir geben Tipps, worauf Käufer und Besitzer achten sollten

Inhaltsverzeichnis

Kachelöfen und Co. galten lange Zeit als vorgestrig. Doch das Heizen mit Holz erlebt seit einigen Jahren eine ungeahnte Renaissance. 15 Millionen Haushalte in Deutschland - so schätzt das Umweltbundesamt (UBA), heizen derzeit schon mit Holz. Es ist ja auch gemütlich, wärmt Wohnzimmer und Seele gleichermaßen – und ist auch noch eine kostengünstige, natürliche und umweltschonende Alternative zum Heizöl. Glauben zumindest viele. Doch was die Umwelt betrifft, lohnt sich ein genaueres Hinschauen.

Denn klimaneutral, wie oft behauptet, ist das Heizen mit Holz nicht. Zwar liefern Buche und Co. tatsächlich nachwachsende Rohstoffe. Und es stimmt, dass der Baum während des Wachstums genauso viel Kohlendioxid aus der Luft aufnimmt, wie später beim Verbrennen freigesetzt wird. Bei dieser Gleichung wird allerdings der Feinstaub unterschlagen: Je nach Holzbeschaffenheit und Bauart des Ofens werden beim Verbrennen beträchtliche Mengen mikroskopisch kleiner Rußpartikel freigesetzt. Und die sind nicht nur gesundheitsschädlich – sondern auch weitaus klimaschädlicher als bislang gedacht.

Auch wenn es für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar ist: Rußpartikel verdunkeln weltweit die Eisflächen an den Polen und sorgen so dafür, dass mehr Sonnenstrahlen absorbiert werden. Das Eis schmilzt schneller. Zudem beeinträchtigt Luftverschmutzung das Pflanzenwachstum – mit der Folge, dass die Vegetation weniger CO2 aus der Atmosphäre in Blattgrün und Holz verwandeln kann. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass Holzöfen in Deutschland mittlerweile mehr Feinstaub produzieren als alle LKW und PKW zusammen. Und das Problem wird sich in Zukunft noch verschärfen, denn der Trend zum Holz ist ungebrochen.

Damit das gemütliche Heizen nicht zur Umweltdesaster gerät, sollten Sie folgende Tipps beherzigen:

1. Welche Öfen sind besonders umweltfreundlich?

Wenn Sie sich einen besonders umweltfreundlichen und effizienten Pelletofen anschaffen wollen, achten Sie auf das Umweltzeichen „Blauer Engel“. Das zeichnet Anlagen mit besonders gutem Wirkungsgrad und geringen Emissionen von Stickstoffoxiden, Kohlenmonoxid und Staub aus. Eine Übersicht gibt es auf der Seite Blauer-Engel.de.

2. Was darf ich verbrennen?

Was in den Holzofen gehört und was nicht, ist gesetzlich geregelt. Gut so, denn wer will schon den Qualm von brennendem Plastikmüll einatmen. Erster Ansprechpartner in dieser Frage ist der Schornsteinfeger. Wer eine Anlage in Betrieb nimmt oder übernimmt, muss sich innerhalb eines Jahres von ihm über den sachgerechten Umgang mit dem Ofen, über geeignete Brennstoffe und ihre Lagerung informieren lassen.

3. Warum sind Briketts aus Papier tabu?

Altpapier enthält neben Holzfasern zahlreiche Stoffe – etwa Farben und Druckerschwärze –, die beim Verbrennen giftige Emissionen freisetzen. Wenn die Briketts nicht ganz durchgetrocknet sind, verschlechtern sich die Werte noch weiter. Darum sind Produkte aus gepresstem Altpapier generell nicht zum Heizen geeignet.

4. Warum ist Holz aus der Region die bessere Wahl?

Beim Verbrennen von Holz wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie das Holz zuvor beim Wachsen aus der Luft aufgenommen und in Biomasse umgewandelt hat. Doch wenn Holz zuvor über weite Strecken transportiert wird, müssen noch die Emissionen hinzuaddiert werden, die beim Transport anfallen. Darum gilt als Faustregel: Je regionaler, desto besser. Achten Sie zusätzlich darauf, dass das Holz aus möglichst nachhaltigem Waldbau stammt. Also mindestens PEFC-, besser FSC-zertifiziert ist.

5. Ist der Feinstaub aus Holzfeuerungsanlagen genauso gefährlich wie Dieselruß?

Diese Frage ist nicht abschließend geklärt. Doch leider deutet nichts darauf hin, dass der Qualm eines gemütlichen Kaminfeuers weniger gefährlich ist als die ultrafeinen Partikel der Dieselabgase. Die gesundheitsschädliche Wirkung scheint vergleichbar zu sein.

6. Lassen sich die Abgase filtern?

Ja. Es gibt mittlerweile verschiedene Staubabscheider, für die die Feuerungsanlage allerdings ausgelegt sein muss. Es muss eine so genannte Bauartzulassung vorliegen. Alternativ kann auch die zuständige Behörde die Eignung feststellen. Tipp: Auch eine Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ist möglich.

7. Ist Qualm nur nervig - oder auch gesundheitsschädlich?

Wenn Holz verbrennt, entsteht je nach Beschaffenheit und Qualität mehr oder weniger Rauch und Geruch. Wenn das Feuer stark riecht, ist das meist ein Hinweis darauf, dass durch eine unvollständige Verbrennung organische Verbindungen entstehen. Oft deutet ein starker Geruch zudem darauf hin, dass besonders viel Feinstaub und Kohlenmonoxid freigesetzt werden – die unter ähnlichen Bedingungen entstehen.

8. Welche Grenzwerte und Fristen muss ich beachten?

Dafür, dass die Umwelt- und Gesundheitsbelastungen durch Holzöfen möglichst gering bleiben, soll die Bundes-Immissionsschutz-Verordnung sorgen. Die sieht drei verschiedene Grenzwerte für Schadstoffemissionen vor. Die strengsten Werte gelten für Anlagen, die seit 2015 installiert wurden und werden. Je nach Alter der Anlagen gibt es allerdings Übergangsfristen und Ausnahmen. So müssen zum Beispiel Öfen, die die alleinige Heizung in der Wohnung darstellen, außerdem historische Öfen, offene Kamine und handwerklich vor Ort gesetzte Grundöfen nicht nachträglich mit Staubabscheidern ausgerüstet werden. Über die gesetzlichen Bestimmungen informiert Sie Ihr Schornsteinfeger – oder auch der UBA-Ratgeber „Heizen mit Holz“.

9. Der Ofen des Nachbarn nervt. Was tun?

Je mehr Haushalte Holzöfen anschüren, desto höher die Luftverschmutzung – auch in der Nachbarschaft. Wer sich übermäßig belastet fühlt und wenn ein Gespräch mit dem Nachbarn keine Lösung bringt, kann sich an die örtlich zuständige Behörde wenden. Das kann - je nach Bundesland - das Umwelt-, Bau- oder Landratsamt sein.

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